Typische Risiken und Verletzungsarten im Anlagen- und Maschinenbau
Wer im Anlagen- und Maschinenbau arbeitet, hat es oft mit großen Bauteilen, komplexen Maschinen und schwierigen Arbeitsbedingungen zu tun. Die tägliche Arbeit erfordert das Bedienen schwerer Maschinen, den Umgang mit Werkzeugen und die Montage von Bauteilen. Diese Aufgaben sind oft gefährlich, und jedes Jahr gibt es in Deutschland rund 113.013 Arbeitsunfälle in diesem Bereich, darunter 68 tödliche Unfälle. Die körperlichen und psychischen Belastungen der Arbeit im Anlagen- und Maschinenbau sind hoch, da diese Tätigkeiten oft unter Zeitdruck und unter Verwendung von schwerem Gerät durchgeführt werden müssen.
Zu den häufigsten Verletzungen im Anlagen- und Maschinenbau gehören:
Quetschungen: Diese passieren oft, wenn Körperteile in Maschinen eingeklemmt werden oder schwere Bauteile bewegt werden. Besonders Hände und Füße sind gefährdet. Das Risiko für Quetschungen ist besonders hoch, wenn die Maschinen nicht ordnungsgemäß gesichert sind oder Schutzvorrichtungen nicht korrekt eingesetzt werden.
Schnittverletzungen: Schnittverletzungen an Händen und Armen sind häufig, wenn mit scharfen Werkzeugen oder ungesicherten Maschinen gearbeitet wird. Schutzkleidung wie Handschuhe und spezielle Schutzvorrichtungen sind hier von großer Bedeutung, um das Verletzungsrisiko zu senken.
Verstauchungen und Zerrungen: Solche Verletzungen treten oft auf, wenn schwere Bauteile ohne Beachtung ergonomischer Grundsätze gehoben und getragen werden. Auch das Arbeiten in ungünstigen Körperhaltungen über längere Zeiträume erhöht das Risiko für Muskel- und Gelenkverletzungen.
Frakturen: Knochenbrüche können durch Stürze von Leitern oder Gerüsten entstehen, besonders bei Arbeiten in der Höhe oder beim Umgang mit schweren Teilen. Unzureichende Sicherung und fehlende Absturzsicherungen sind häufige Ursachen.
Typische Berufe im Anlagen- und Maschinenbau und ihre Risiken
Maschinenbauingenieure sind häufig von Schnittverletzungen oder Quetschungen betroffen, besonders beim Bedienen von Maschinen, Montieren von Anlagen oder bei der Fehlersuche an großen Geräten. Schutzkleidung und die Beachtung der Sicherheitsvorschriften sind hier besonders wichtig, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.
Mechatroniker erleiden oft Quetschungen oder Verstauchungen durch den Umgang mit schweren Bauteilen und das Arbeiten in engen Räumen. Auch Stromunfälle sind nicht selten, wenn Sicherheitsvorkehrungen beim Arbeiten an elektrischen Systemen nicht beachtet werden. Der Umgang mit elektrischen Bauteilen und komplexen Systemen erfordert daher besondere Aufmerksamkeit und das Einhalten aller Schutzmaßnahmen.
Anlagenmechaniker haben ein erhöhtes Risiko für Schnittverletzungen, Quetschungen und Frakturen, insbesondere bei Installationsarbeiten und der Montage von großen Anlagenteilen. Das Arbeiten in der Höhe und das Heben schwerer Bauteile stellen eine besondere Gefahr dar, weshalb eine sorgfältige Sicherung und der Einsatz geeigneter Hilfsmittel entscheidend sind, um Unfälle zu verhindern.
Sofortmaßnahmen und Erste Hilfe bei einem Arbeitsunfall
Wenn ein Arbeitsunfall passiert, ist es wichtig, schnell Erste Hilfe zu leisten, um den Gesundheitszustand der verletzten Person zu stabilisieren und Schäden zu minimieren. Dazu gehören:
Kühlung und Ruhigstellung: Bei Quetschungen und Prellungen sollte die betroffene Stelle sofort gekühlt werden, um Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren. Anschließend sollte die betroffene Stelle ruhiggestellt werden, um weitere Verletzungen zu vermeiden.
Blutstillung: Bei Schnittverletzungen sollte die Blutung mit einem Druckverband gestoppt werden. Es ist wichtig, sterile Materialien zu verwenden, um eine Infektion zu verhindern.
Notruf absetzen: Bei schweren Verletzungen, wie Frakturen, großflächigen Schnittverletzungen oder Bewusstlosigkeit, sollte sofort der Notruf (112) gewählt werden, um schnelle medizinische Hilfe zu erhalten. Es ist wichtig, sofort professionelle Hilfe anzufordern, insbesondere bei lebensbedrohlichen Verletzungen. Anschließend sollte ein Durchgangsarzt (D-Arzt) aufgesucht werden, der sich auf Arbeitsunfälle spezialisiert hat und die Verletzung dokumentiert.
Nach der Erstversorgung durch den Notarzt ist es wichtig, dass der D-Arzt die Verletzung weiter untersucht und die notwendige Behandlung einleitet. Dies kann die Anordnung von physiotherapeutischen Maßnahmen, eine Operation oder andere medizinische Maßnahmen umfassen.
Meldung des Arbeitsunfalls und die zuständige Berufsgenossenschaft
Arbeitsunfälle im Anlagen- und Maschinenbau müssen umgehend der zuständigen Berufsgenossenschaft gemeldet werden. In vielen Fällen ist das die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM), die sich auf Berufe in der Metall- und Holzverarbeitung spezialisiert hat. Eine schnelle Meldung ist entscheidend, damit die Kostenübernahme für die medizinische Behandlung und mögliche Entschädigungen durch die Berufsgenossenschaft gewährleistet werden kann.
Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM)
Zuständig für: Holzverarbeitung, Metallverarbeitung, Maschinenbau
Beispiele: Tischlereien, Metallbauunternehmen, Maschinenbauunternehmen, Schreiner, Schlosser
Kontakt:
Adresse: Isaac-Fulda-Allee 18, 55124 Mainz
Telefon: 0800 9990080-0
Website: www.bghm.de
Der Arbeitgeber ist verpflichtet, den Unfall der Berufsgenossenschaft zu melden und dafür zu sorgen, dass der Verletzte die notwendige medizinische Versorgung erhält. Falls der Arbeitgeber dies nicht tut, können Betroffene den Unfall auch selbst bei der BG melden. Sollte Ihr Arbeitgeber die Meldung verweigern, finden Sie in unserem Artikel ‚Was tun, wenn der Arbeitgeber den Arbeitsunfall nicht meldet?‚ hilfreiche Informationen.
Die Berufsgenossenschaft übernimmt nicht nur die Kosten der medizinischen Versorgung, sondern auch die Kosten für Rehabilitationsmaßnahmen und eventuell notwendige Umschulungen, falls der Verletzte aufgrund seiner Verletzung seinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben kann.
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Entschädigung durch die Berufsgenossenschaft
Die Berufsgenossenschaft prüft den gemeldeten Arbeitsunfall und entscheidet über die Kostenübernahme für die Behandlung sowie mögliche Entschädigungen, wie Verdienstausfall oder Rehabilitationsmaßnahmen. Der Bericht des D-Arztes bildet dabei die Grundlage für die Entscheidung.
Falls die gewährte Entschädigung der BG nicht ausreichend ist, haben Betroffene das Recht, Widerspruch einzulegen. Wie Sie selbst den Widerspruch einlegen, erklären wir Ihnen in unserer Schritt-für Schritt-Anleitung zum BG Widerspruch inkl. PDF Vorlage.
Die digitale Fallprüfung von 113 bietet zudem die Möglichkeit, den Bescheid mit ähnlichen Fällen zu vergleichen und potenzielle Lücken zu erkennen. Dadurch kann eine bessere Einschätzung der Erfolgsaussichten eines Widerspruchs erfolgen.
Neben der Entschädigung für den Verdienstausfall können auch Ansprüche auf finanzielle Unterstützung für Rehabilitationsmaßnahmen und bei dauerhaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen bestehen. Diese Entschädigungen sind wichtig, um den Lebensunterhalt auch bei langfristigen Einschränkungen sichern zu können.
Langfristige Risiken und Spätfolgen nach Arbeitsunfällen im Anlagen- und Maschinenbau
Arbeitsunfälle im Anlagen- und Maschinenbau können langfristige Folgen haben, vor allem wenn die Verletzungen nicht richtig behandelt werden. Zu den möglichen Spätfolgen gehören chronische Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, Nervenschäden oder bleibende Beeinträchtigungen. Auch psychische Belastungen durch den Unfall und dessen Folgen sind nicht selten. Viele Betroffene entwickeln Angstzustände oder Depressionen, insbesondere wenn sie ihren alten Beruf nicht mehr ausüben können und sich beruflich neu orientieren müssen.
Welche Fristen & Regelungen es zu der Verjährung bei Arbeitsunfällen gibt, lesen Sie in unserem Ratgeber.
Eine umfassende Nachsorge ist entscheidend, um die bestmögliche Genesung zu gewährleisten. Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen und die Teilnahme an Rehabilitationsmaßnahmen sind wichtige Schritte, um Spätfolgen zu verhindern oder zumindest zu minimieren. Physiotherapie und Ergotherapie helfen dabei, die Beweglichkeit wiederherzustellen und den Körper zu stärken. Auch psychologische Betreuung kann notwendig sein, um die seelischen Folgen eines Arbeitsunfalls zu verarbeiten.
Eine frühzeitige und umfassende Behandlung ist der Schlüssel, um Spätfolgen zu verhindern und den Wiedereinstieg in den Beruf zu erleichtern. Die Berufsgenossenschaft bietet in vielen Fällen auch spezielle Programme zur Wiedereingliederung an, die Betroffenen dabei helfen, wieder in das Arbeitsleben zurückzufinden