Arbeitsunfall Statistik 2025: Die gefährlichsten Berufe, häufigsten Verletzungen und höchsten Anerkennungsraten in Deutschland

Die aktuelle Arbeitsunfall Statistik 2025 in Deutschland inkl. interaktiver Grafiken & Verläufen- gefährlichste Berufe, häufigste Verletzungsarten und das Unfallrisiko nach Wochentag, Arbeitserfahrung, Geschlecht und mehr!

Inhaltsverzeichnis

Der Papierkram und die Dokumentation und die Meldungen nach einem Arbeitsunfall sind als Betroffener nervig. Was nach einer Verletzung einfach Papierkram ist, ermöglicht aber eine detaillierte Betrachtung der Arbeitsunfall Statistik in Deutschland und zeigt interessante Muster auf – zum Beispiel welcher Tag am gefährlichsten ist, welche Altersklassen das höchste Arbeitsunfall Risiko tragen und warum Männer und Frauen ganz andere Wahrscheinlichkeiten haben, von Arbeitsunfällen betroffen zu sein. 

Über 925.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle in Deutschland laut Berufsgenossenschaft

Entwicklung 2017–2024: So haben sich die Arbeitsunfälle verändert

Die Entwicklung der Arbeitsunfallzahlen in Deutschland zwischen 2018 und 2024 zeigt deutliche Schwankungen, die sich in erster Linie durch externe Einflüsse und gesamtgesellschaftliche Veränderungen erklären lassen. Im Jahr 2018 wurden 874.170 meldepflichtige Arbeitsunfälle registriert, 2019 lag der Wert mit 871.547 leicht darunter. In beiden Jahren bewegte sich das Unfallgeschehen auf einem stabil hohen Niveau, das für die damalige wirtschaftliche Lage typisch war: Vollbeschäftigung, starke Industrieauslastung und ein konstanter Arbeitsmarkt führten zu einer hohen Anzahl an Berufstätigen und damit auch zu entsprechend vielen Unfällen.

Im Jahr 2020 kam es zu einem deutlichen Rückgang auf nur noch 760.056 Fälle. Der drastische Einbruch fiel mit dem Beginn der COVID-19-Pandemie zusammen. Kontaktbeschränkungen, Homeoffice-Regelungen, Kurzarbeit und teilweise Produktionsstopps in Industrie und Baugewerbe reduzierten das Unfallrisiko erheblich. Viele Tätigkeiten, die mit einem erhöhten Verletzungsrisiko einhergehen, wurden entweder ausgesetzt oder in deutlich geringerem Umfang ausgeführt.

Bereits 2021 stiegen die Unfallzahlen wieder auf 806.879. Diese Erholung setzte sich im Folgejahr fort: 2022 verzeichneten die Berufsgenossenschaften 910.636 Fälle – ein Anstieg um fast 13 % gegenüber dem Vorjahr. Der Höchststand der betrachteten Jahre wurde 2023 mit 967.781 gemeldeten Arbeitsunfällen erreicht. Zwar war auch 2024 mit 925.613 Fällen ein leichter Rückgang zu verzeichnen, dennoch liegt das Niveau weiterhin deutlich über dem der Vor-Corona-Jahre.

Arbeitsunfall Zahlen & Statistiken in Deutschland, von 2018-2024

Die vorliegenden Zahlen enthalten alle gemeldeten Arbeitsunfälle inklusive Wegeunfällen. Damit ergeben sich aus den Daten nicht nur Aussagen über innerbetriebliche Risiken, sondern auch über die Unfallhäufigkeit auf dem Weg zur und von der Arbeit. Insgesamt ist erkennbar, dass sich die Arbeitswelt nach den pandemiebedingten Einschnitten wieder auf einem hohen Unfallniveau eingependelt hat. Die Zahlen sind damit nicht nur Ausdruck der Beschäftigungsdichte, sondern auch der faktischen Rückkehr in risikobehaftete Arbeitsumgebungen, etwa in Produktion, Logistik, Pflege oder Handwerk.

Auffällig ist zudem, dass der Wert von 2023 den Spitzenwert der letzten sieben Jahre darstellt. Obwohl 2024 ein Rückgang zu verzeichnen ist, bleibt die absolute Zahl hoch. Ob es sich hierbei um eine einmalige Abweichung oder um den Beginn eines neuen Trends handelt, lässt sich aktuell nicht abschließend bewerten. Denkbar wäre ein Zusammenspiel aus verbesserter Arbeitssicherheit in einzelnen Branchen und der zunehmenden Digitalisierung von Arbeitsprozessen, wodurch einige Risikofaktoren reduziert werden.

Arbeitsunfall Statistik ohne Wegeunfälle: So viele klassische Arbeitsunfälle zählte die Berufsgenossenschaft 2024

Die Zahl der reinen Arbeitsunfälle ohne Wegeunfälle lag 2023 bei 783.426 gemeldeten Fällen. Damit liegt sie deutlich unter dem Höchststand von 890.000 aus dem Vorjahr 2022, zeigt jedoch im Vergleich zu 2020 und 2021 eine gewisse Stabilisierung. Im Jahr 2020, dem ersten Pandemiejahr, war die Zahl mit 760.492 deutlich eingebrochen, 2021 stieg sie auf 871.547, bevor sie 2022 ihren zwischenzeitlichen Höchststand erreichte.

2023 verzeichneten die Berufsgenossenschaften somit rund 106.000 Fälle weniger als im Vorjahr. Der Rückgang deutet auf veränderte Arbeitsbedingungen oder ein Zurückfähren zu stabileren Betriebsprozessen hin. Gleichzeitig bewegt sich der Wert weiterhin auf einem hohen Niveau, das mit den Zahlen aus 2017 bis 2019 vergleichbar ist, in denen jeweils rund 874.000 bis 882.000 Arbeitsunfälle gemeldet wurden.

Diagramm Arbeitsunfälle Zahlen & Statistiken in Deutschland 2017 - 2024

2024 zeichnet sich mit bislang 752.125 gemeldeten Unfällen ein leichter weiterer Rückgang ab. Ob dieser Trend anhält, ist offen. Mögliche Erklärungen reichen von Digitalisierungsschüben über Homeoffice-Anteile bis hin zu einer möglichen Verschiebung von Arbeitsunfällen in den Bereich der Wegeunfälle. Die korrekte Trennung der Unfallarten spielt dabei eine wesentliche Rolle, da sie unterschiedlich entschädigt und dokumentiert werden.

Die Daten zeigen, dass die Entwicklung der klassischen Arbeitsunfälle in Deutschland weiterhin Schwankungen unterliegt, jedoch in einem engen Rahmen verläuft, der nur in Ausnahmejahren wie 2020 deutlich nach unten abweicht. Der Vergleich zu den meldepflichtigen Gesamtzahlen inklusive Wegeunfälle belegt, dass klassische Arbeitsunfälle weiterhin den Großteil der Versicherungsfälle bei der Berufsgenossenschaft ausmachen.

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Immer weniger schwere Arbeitsunfälle in Deutschland: Zahlen von 2017 bis 2023 im Vergleich

Schwere Arbeitsunfälle, bei denen die Betroffenen Anspruch auf eine dauerhafte Rente erhalten, gelten als besonders gravierend. Ihre Entwicklung wird von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) gesondert erfasst. Die Zahlen zeigen zwischen 2017 und 2023 eine insgesamt rückläufige Tendenz. Während 2017 noch 13.405 schwere Arbeitsunfälle gemeldet wurden, waren es 2023 nur noch 10.283. Das entspricht einem Rückgang von knapp 23 Prozent innerhalb von sechs Jahren.

Im Jahr 2018 lag die Zahl schwerer Unfälle bei 12.956 und 2019 bei 12.324. Bereits hier ist ein moderater Rückgang erkennbar. Deutlicher wird der Trend ab 2020: In diesem Jahr fiel die Zahl auf 11.510, also über 800 Fälle weniger als im Vorjahr. 2021 erreichte die Statistik mit 10.410 den bisherigen Tiefststand. Nach einem leichten Anstieg auf 10.927 im Jahr 2022 folgte 2023 erneut ein Rückgang auf 10.283.

Die Zahlen deuten auf einen langsamen, aber kontinuierlichen Rückgang hin, der über Jahre hinweg anhält. Der kurzfristige Anstieg im Jahr 2022 lässt sich möglicherweise mit Nachholeffekten oder spezifischen Branchenentwicklungen erklären. Auffällig ist, dass der Verlauf der schweren Arbeitsunfälle nicht vollständig mit den Gesamtzahlen der meldepflichtigen Arbeitsunfälle korreliert. Während diese 2022 den Höchststand der letzten Jahre erreichten, blieb die Zahl der schweren Fälle vergleichsweise konstant.

Diagramm schwere Arbeitsunfälle Zahlen & Statistiken in Deutschland 2017-2023

Diese Entwicklung spricht für eine Verschiebung hin zu weniger gravierenden Verletzungen bei gleichbleibend hoher Anzahl von Vorfällen. Es ist denkbar, dass Sicherheitsmaßnahmen in Betrieben zwar nicht alle Unfälle verhindern, aber deren Schwere zumindest abmildern. Auch Änderungen in den Kriterien für die Rentengewährung oder in der Arbeitsstruktur – etwa weniger schwere körperliche Tätigkeiten – könnten Einfluss auf diese Entwicklung haben.

Trotz des Rückgangs bleibt die Zahl schwerer Arbeitsunfälle mit jährlich über 10.000 Fällen hoch.

Tödliche Arbeitsunfälle in Deutschland: Rückgang von 674 auf 351 Fälle in 7 Jahren

Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle in Deutschland hat sich in den letzten sieben Jahren deutlich verringert. Laut Daten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) starben im Jahr 2017 noch 674 Menschen durch einen Arbeitsunfall. Seitdem ist ein kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen, der 2024 mit einem vorläufigen Tiefstand von 351 gemeldeten Todesfällen seinen bisherigen Endpunkt erreicht hat. Das entspricht einem Rückgang von rund 48 Prozent innerhalb von sieben Jahren.

In den Jahren 2018 und 2019 wurden 615 bzw. 588 tödliche Arbeitsunfälle registriert. Ein stärkerer Rückgang folgte 2020, als die Zahl auf 506 sank. Nach einem kurzzeitigen Anstieg im Jahr 2021 auf 585 Fälle setzte sich die Abwärtstendenz in den Folgejahren fort: 2022 kam es zu 423 tödlichen Arbeitsunfällen, 2023 zu 381. Die aktuell vorliegenden Zahlen für 2024 zeigen mit 351 Fällen einen weiteren Rückgang.

Tödliche Arbeitsunfälle Zahlen & Statistiken in Deutschland 2017-2024

Der Verlauf dieser Statistik unterscheidet sich vom Trend der meldepflichtigen Arbeitsunfälle insgesamt. Zwar fielen auch die Gesamtzahlen 2020 pandemiebedingt, stiegen jedoch in den Folgejahren wieder deutlich an. Die tödlichen Fälle hingegen setzen ihre Abwärtskurve auch jenseits der pandemiebedingten Effekte fort. Dies lässt auf eine stetige Verbesserung bei der Verhütung besonders schwerer Unfälle schließen.

Branchenspezifische Schutzkonzepte, technische Weiterentwicklungen und stärkere gesetzliche Verpflichtungen zur Arbeitssicherheit dürften hier eine Rolle spielen. Auch der zunehmende Strukturwandel hin zu weniger risikobehafteten Berufen sowie ein Rückgang besonders gefährlicher Tätigkeiten wirken sich möglicherweise aus. Dennoch bleibt jeder einzelne Todesfall eine massive Belastung für Angehörige, Betriebe und das soziale Versicherungssystem.

Vor diesem Hintergrund sind die tödlichen Arbeitsunfälle als zentraler Indikator für die Effektivität des Arbeitsschutzes in Deutschland zu sehen. Der kontinuierliche Rückgang seit 2017 markiert eine positive Entwicklung, ohne dass das Ziel einer vollständigen Vermeidung tödlicher Unfälle bereits erreicht wäre.

Wegeunfall und Pendlergefahr: Diese Zahlen zeigen das Risiko außerhalb des Betriebs

Neben den klassischen Arbeitsunfällen innerhalb des Betriebs erfassen die Berufsgenossenschaften auch sogenannte Wegeunfälle. Dabei handelt es sich um Unfälle, die auf dem direkten Weg zur Arbeit oder nach Hause passieren. Die Statistik verdeutlicht: Diese Art von Vorfällen macht einen erheblichen Anteil am gesamten Unfallgeschehen aus.

Im Jahr 2017 wurden 186.672 meldepflichtige Wegeunfälle registriert. In den Folgejahren war ein leichter Rückgang zu beobachten: 2018 waren es 180.823 Fälle, 2019 dann 181.993. Mit dem Beginn der COVID-19-Pandemie kam es zu einem deutlich stärkeren Einbruch. Im Jahr 2020 sank die Zahl der Wegeunfälle auf 170.853 und 2021 weiter auf 166.819. Diese Werte spiegeln die massiven Veränderungen im Mobilitätsverhalten wider: Mehr Homeoffice, Kurzarbeit und Einschränkungen im öffentlichen Leben führten zu weniger Pendelverkehr und damit auch zu weniger Unfällen auf dem Arbeitsweg.

Diagramm Wegeunfälle Zahlen & Statistiken in Deutschland 2017 - 2024

2022 war mit 172.000 Fällen ein leichter Anstieg zu verzeichnen, der sich 2023 mit 184.335 Fällen fortsetzte. Diese Entwicklung lässt sich mit der weitgehenden Rückkehr in den Präsenzbetrieb erklären. Auch wenn viele Unternehmen dauerhaft auf hybride Modelle setzen, liegt die Zahl der Wegeunfälle inzwischen wieder fast auf dem Niveau von vor der Pandemie.

2024 zeigen die vorläufigen Zahlen mit 173.488 gemeldeten Fällen erneut eine leichte Abnahme. Es ist möglich, dass sich hier langfristige Effekte wie die zunehmende Etablierung von Homeoffice, veränderte Arbeitszeiten oder ein bewussteres Mobilitätsverhalten bemerkbar machen.

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Die Daten belegen: Das Unfallrisiko endet nicht am Werkstor. Gerade Pendlerinnen und Pendler tragen ein erhöhtes Risiko, insbesondere in Regionen mit langer Anfahrt, unzureichender Verkehrsinfrastruktur oder hoher Verkehrsdichte. In Kombination mit weiteren Risikofaktoren wie Stress, Zeitdruck oder schlechter Witterung steigt die Wahrscheinlichkeit von Unfällen auf dem Arbeitsweg erheblich. Auch die Frage der rechtlichen Einordnung spielt eine Rolle, denn nur bestimmte Strecken und Umwege fallen unter den Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung.

Berufsgenossenschaft meldet 215 tödliche Wegeunfälle im Jahr 2024

Während die Zahl der meldepflichtigen Wegeunfälle insgesamt im Jahr 2024 leicht zurückging, bleibt die Zahl der tödlichen Wegeunfälle nahezu unverändert hoch. Laut DGUV starben im Jahr 2023 insgesamt 218 Menschen auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause. Im Jahr 2024 waren es mit 215 Todesfällen nur geringfügig weniger. Damit bewegt sich die Zahl der tödlichen Wegeunfälle weiterhin auf einem alarmierenden Niveau.

Der Unterschied zu den tödlichen Arbeitsunfällen ist dabei auffällig: Während innerbetriebliche Todesfälle seit Jahren rückläufig sind, stagnieren die Zahlen bei den Wegeunfällen. Das belegt, dass Verkehrsunfälle im Zusammenhang mit dem Arbeitsweg nach wie vor ein zentrales Problem darstellen. Auch wenn sich viele Betriebe um mehr Sicherheit am Arbeitsplatz bemühen, sind Einflussmöglichkeiten auf den Weg zur Arbeit naturgemäß begrenzt.

Auffällig ist, dass die Zahl der tödlichen Wegeunfälle in einem relativ stabilen Bereich bleibt, obwohl sich das Mobilitätsverhalten nach der Pandemie teilweise verändert hat. Trotz Homeoffice und flexibler Arbeitszeitmodelle bleibt der Arbeitsweg für viele Beschäftigte eine tägliche Routine – und damit ein Risiko. Faktoren wie Witterungseinflüsse, Müdigkeit, Stress oder ein erhöhtes Verkehrsaufkommen tragen zur Gefahrenlage bei.

Tödliche Wegeunfälle Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023 bis 2024

Besonders im November ist die Unfallgefahr auf dem Arbeitsweg erhöht. Die dunkle Jahreszeit, schlechte Sichtverhältnisse und glatte Straßen sind typische Rahmenbedingungen, die sich in den Unfallstatistiken ablesen lassen. Auch hier zeigt sich, dass saisonale Effekte bei der Risikobewertung berücksichtigt werden sollten.

Wegeunfälle vs. Betriebsunfälle: Entwicklung und Verteilung 2017–2024

Die Gesamtzahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle in Deutschland setzt sich aus zwei Hauptkategorien zusammen: klassischen Arbeitsunfällen, die am Arbeitsplatz oder im Betrieb passieren, und Wegeunfällen, die sich auf dem direkten Weg zur oder von der Arbeit ereignen. Die Auswertung der Zahlen von 2017 bis 2024 gibt klar an, dass klassische Betriebsunfälle den größeren Anteil ausmachen, Wegeunfälle jedoch ebenfalls konstant auf hohem Niveau liegen.

Im Jahr 2017 wurden rund 877.000 Arbeitsunfälle gemeldet. Davon entfielen etwa 187.000 auf Wegeunfälle. Das bedeutet, dass etwa ein Fünfte aller Unfälle auf dem Arbeitsweg geschahen. In den Folgejahren blieb dieses Verhältnis weitgehend stabil. Auch 2018 (etwa 882.000 Arbeitsunfälle und rund 181.000 Wegeunfälle) und 2019 (ca. 874.000 vs. 182.000) zeigen ein ähnliches Muster.

Mit Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 ging die Gesamtzahl der Arbeitsunfälle auf rund 760.000 zurück. Der Rückgang fiel bei den Wegeunfällen mit etwa 171.000 ebenfalls deutlich aus, was auf die gestiegene Zahl an Homeoffice-Tätigkeiten und den damit verbundenen Wegfall des Arbeitswegs zurückzuführen ist. 2021 blieb die Zahl der Wegeunfälle mit rund 167.000 relativ niedrig, obwohl die Gesamtzahl der Arbeitsunfälle wieder auf über 806.000 anstieg.

Diagramm Wegeunfälle & Arbeitsunfälle Zahlen & Statistiken in Deutschland 2017 - 2024

In den Jahren 2022 und 2023 stiegen die Fallzahlen weiter an: 2022 wurden rund 911.000 Arbeitsunfälle und 172.000 Wegeunfälle gemeldet, 2023 sogar 968.000 Unfälle insgesamt, darunter 184.335 Wegeunfälle. Die Entwicklung legt nahe, dass mit der weitgehenden Rückkehr zur betrieblichen Präsenzarbeit auch das Wegeunfallrisiko wieder zunimmt. Der Anteil der Wegeunfälle an der Gesamtzahl blieb jedoch stabil zwischen 18 und 20 Prozent.

2024 zeigen sich in beiden Kategorien wieder leichte Rückgänge: Insgesamt wurden rund 926.000 Arbeitsunfälle gemeldet, darunter 173.488 Wegeunfälle. Trotz dieser leichten Entspannung sind die Unterschiede zwischen betrieblichen Unfällen und Wegeunfällen weiterhin deutlich. Die meisten Unfälle ereignen sich im direkten Arbeitskontext, allerdings tragen Pendelstrecken nach wie vor erheblich zum Unfallgeschehen bei.

In der Gesamtschau zeigt sich, dass Wegeunfälle in Deutschland kein Randphänomen sind. Ihre absolute Zahl variiert im Betrachtungszeitraum weniger stark als die betrieblicher Unfälle, was auf eine gewisse strukturelle Konstanz hinweist. Die unterschiedliche Dynamik der beiden Unfallarten spiegelt zugleich die variierenden Einflussfaktoren wider: Während betriebliche Unfälle stärker von betrieblichen Schutzvorkehrungen, Konjunktur oder Branchenstruktur beeinflusst werden, hängen Wegeunfälle primär mit Mobilitätsverhalten, Infrastruktur und Verkehrsbedingungen zusammen.

Welcher Beruf hat die meisten Arbeitsunfälle? Statistik 2023 nach Branchen und Berufen

218.917 Arbeitsunfälle im Handwerk: Die gefährlichste Branche laut Statistik

Im Jahr 2023 wurden laut DGUV insgesamt 218.917 meldepflichtige Arbeitsunfälle im Handwerk registriert. Damit stellt dieser Bereich deutlich die unfallträchtigste Branche in Deutschland dar. Zu dieser Kategorie zählen unter anderem Tätigkeiten im Baugewerbe, Ausbauhandwerk, Elektrotechnik, Holz- und Metallverarbeitung sowie weitere manuelle Gewerke. Der hohe Anteil an körperlicher Arbeit, Arbeiten in großer Höhe, mit schweren Maschinen und auf wechselnden Baustellen erhöht das Unfallrisiko erheblich.

Zum Vergleich: In den Bereichen Dienstleistung/Verkauf (108.446 Unfälle), Anlagen/Maschinen/Montage (113.013 Unfälle) und unter Hilfsarbeitskräften (123.156 Unfälle) liegen die Fallzahlen deutlich darunter, aber ebenfalls auf einem hohen Niveau. Besonders Tätigkeiten, bei denen körperliche Belastung, Zeitdruck und wenig standardisierte Abläufe zusammenkommen, weisen ein gesteigertes Risiko auf.

Diagramm Arbeitsunfälle nach Beruf und Branche Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

Hilfsarbeitskräfte, Maschinenbau, Verkauf: Berufsgruppen mit erhöhtem Risiko

Hilfsarbeitskräfte ohne spezifische Ausbildung machten 2023 mit 123.156 gemeldeten Unfällen die zweitgrößte Gruppe aus. Hier spiegeln sich häufig mangelnde Erfahrung, unzureichende Schulung und prekäre Arbeitsverhältnisse wider, die sich in einer höheren Verletzungsanfälligkeit niederschlagen. Beschäftigte im Bereich Maschinen/Montage (113.013) sowie im Dienstleistungs- und Verkaufssektor (108.446) sind ebenfalls besonders betroffen. In diesen Bereichen sind regelmäßiger Kundenkontakt, repetitive Tätigkeiten, Zeitdruck und häufig auch ergonomisch ungünstige Arbeitsbedingungen zu beobachten.

Büroarbeit birgt ein geringeres Arbeitsunfall-Risiko

Deutlich seltener sind meldepflichtige Unfälle bei Bürokräften (49.969), akademischen Berufen (21.194) und Führungskräften (3.216). Die geringere körperliche Belastung und das insgesamt sicherere Arbeitsumfeld in Büros tragen dazu bei. Dennoch können auch hier Arbeitsunfälle vorkommen, etwa durch Stürze, ergonomisch bedingte Beschwerden oder psychische Belastungen.

Schlusslicht in der Statistik bildet die Branche Land-, Forstwirtschaft und Fischerei mit nur 3.627 registrierten Arbeitsunfällen. Allerdings ist diese Zahl relativ zu betrachten, da diese Sektoren eine vergleichsweise geringe Beschäftigtenzahl aufweisen. Zudem könnte eine geringere Meldequote eine Rolle spielen.

In diesen Berufen sterben die meisten Menschen

Neben der Gesamtzahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle geben auch die Zahlen zu tödlichen Arbeitsunfällen einen klaren Hinweis auf die besonders gefährlichen Berufsfelder. Im Jahr 2023 starben insgesamt 93 Menschen bei der Arbeit im Handwerk – mehr als in jeder anderen Berufsgruppe. Damit ist das Handwerk nicht nur bezogen auf die Gesamtzahl der Unfälle die mit Abstand am stärksten betroffene Branche, sondern auch in Bezug auf tödliche Arbeitsunfälle trauriger Spitzenreiter. Der hohe Anteil an gefährlichen Arbeitsumgebungen, Baustellen, Absturzhöhen, Stromquellen und schwerem Gerät dürfte hierzu entscheidend beitragen.

Diagramm tödliche Arbeitsunfälle nach Verletzungsart Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

An zweiter Stelle folgen tödliche Unfälle in der Berufsgruppe Anlagen/Maschinen/Montage mit 68 Todesfällen. Auch hier wird meist unter hohem Zeitdruck mit Maschinen, Strom oder bewegten Lasten gearbeitet. Die drittgrößte Zahl tödlicher Arbeitsunfälle entfällt auf Hilfsarbeitskräfte mit 52 Todesfällen. In dieser Gruppe sind Sicherheitsunterweisungen und Qualifikationen oft nicht ausreichend, was die Unfallanfälligkeit insgesamt und insbesondere das Risiko schwerwiegender Zwischenfälle erhöht.

Der Dienstleistungs- und Verkaufsbereich verzeichnete 2023 insgesamt 25 tödliche Arbeitsunfälle. Auch wenn hier weniger offensichtlich risikobehaftete Arbeitsbedingungen bestehen, spielen Straßenverkehr, Lieferdienste, Sicherheitsdienste und gewerbliche Dienstleistungen eine Rolle, bei denen sich das Risiko nicht auf den ersten Blick zeigt.

Selbst in vergleichsweise sicheren Berufsfeldern kam es zu Todesfällen: Techniknahe Berufe (13 Todesfälle), Bürokräfte (11 Todesfälle), Land- und Forstwirtschaft (5), akademische Berufe (3) sowie Führungskräfte (2) waren ebenfalls betroffen. Auch wenn diese Zahlen deutlich geringer ausfallen, zeigen sie, dass tödliche Arbeitsunfälle prinzipiell in allen beruflichen Kontexten vorkommen können.

Die Relation zwischen der Anzahl der Berufstätigen, der Unfallhäufigkeit und der Schwere der Unfälle ist entscheidend für die Risikoabschätzung. Während akademische oder verwaltende Berufe zwar weniger oft betroffen sind, kann ein Einzelfall auch hier gravierende Auswirkungen haben. Besonders auffällig ist die Parallelität der tödlichen Unfallzahlen mit den generellen Unfallstatistiken: Wo viele Arbeitsunfälle insgesamt gemeldet werden, treten auch die meisten Todesfälle auf.

Kleine Betriebe, hohes Risiko: Unfallrate je 1.000 Beschäftigte nach Betriebsgröße

Die Betriebsgröße hat einen messbaren Einfluss auf die Unfallhäufigkeit im Arbeitsalltag. Die  Auswertung der Arbeitsunfallzahlen je 1.000 Beschäftigte im Jahr 2023 legt dar, dass kleinere Betriebe deutlich höhere Unfallraten aufweisen als große Unternehmen. In Betrieben mit 10 bis 49 Vollzeitbeschäftigten liegt die Unfallquote bei 25,8 je 1.000 Personen und stellt damit den Spitzenwert in dieser Vergleichsgruppe dar. Auch Kleinstbetriebe mit bis zu neun Angestellten verzeichnen mit 20,1 Unfällen pro 1.000 Beschäftigte einen überdurchschnittlichen Wert.

In mittelgroßen Unternehmen mit 50 bis 249 Mitarbeitenden sinkt die Quote auf 23,0 und in Betrieben mit 250 bis 499 auf 20,3. Den niedrigsten Wert erreichen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden: Dort liegt die Unfallrate bei lediglich 17,0 je 1.000 Personen. Der Trend ist eindeutig: Mit zunehmender Betriebsgröße sinkt das relative Unfallrisiko.

Die Ursachen für diese Entwicklung dürften vielfältig sein. In größeren Unternehmen stehen oft mehr Ressourcen für betrieblichen Arbeitsschutz, spezialisierte Sicherheitsbeauftragte und strukturierte Schulungen zur Verfügung. Zudem ist die Aufgabenverteilung klarer geregelt, was die Gefahr von Fehlbedienungen oder Improvisation verringern kann.

Diagramm Arbeitsunfälle nach Betriebsgröße Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

Kleinere Betriebe hingegen sind oftmals personell und organisatorisch weniger stark aufgestellt. Arbeits- und Sicherheitsvorschriften können aus Zeit- oder Kostengründen weniger konsequent umgesetzt werden. Die Mitarbeitenden müssen häufig mehrere Aufgabenbereiche abdecken, was die Fehleranfälligkeit erhöhen kann. Auch die Schulung neuer oder ungelernter Arbeitskräfte erfolgt oft weniger systematisch.

Verletzungen bei Arbeitsunfällen: Diese Körperteile und Verletzungsarten sind am häufigsten betroffen

Wunde, Fraktur, Torsion: Die 5 häufigsten Verletzungsarten laut DGUV-Bericht

Die Statistik zu den Verletzungsarten bei Arbeitsunfällen weist für 2023 eine klare Verteilung auf: Am häufigsten wurden Wunden und Zerreißungen gemeldet. Insgesamt wurden 224.440 Fälle dieser Art registriert. Dazu zählen unter anderem Schnitt-, Platz- und Risswunden – meist verursacht durch scharfe Werkzeuge, Maschinenkontakt oder Stürze mit Hautverletzungen.

An zweiter Stelle folgen mit 186.243 Fällen Erschütterungen und Oberflächenprellungen. Solche Verletzungen entstehen typischerweise durch Stürze, Zusammenstöße mit festen Gegenständen oder durch abrupte Krafteinwirkungen auf den Körper. Auch Muskel- und Weichteilverletzungen fallen in diese Kategorie.

(Dis-)Torsionen stehen mit 132.232 gemeldeten Fällen auf Platz drei. Hierbei handelt es sich um Verstauchungen, Zerrungen oder Verdrehungen, wie sie oft beim Umknicken, Ausrutschen oder abrupten Bewegungen auftreten. Vor allem in logistischen oder handwerklichen Berufen sind solche Verletzungen häufig.

Die vierthäufigste Kategorie betrifft oberflächliche Zerreißungen mit 127.557 Fällen. Diese ähneln den Wunden, betreffen aber meist Haut und Gewebe ohne tiefere Schnittverletzungen. Sie entstehen unter anderem durch Reibung, grobe Stoffe oder mechanische Beanspruchung.

Diagramm Arbeitsunfälle nach Verletzungsart Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

Geschlossene Frakturen (also Knochenbrüche ohne offene Wunde) machen mit 82.675 Fällen ebenfalls einen großen Teil der schweren Verletzungen aus. Diese treten meist bei Stürzen, Anstoßen oder durch Krafteinwirkung durch Maschinen auf. Unter den verbleibenden Kategorien finden sich weniger häufige, aber gravierende Verletzungen wie Quetschungen (32.857 Fälle), Verbrennungen (16.872), Infektionen oder Vergiftungen (14.683) sowie Luxationen (5.391) und offene Frakturen (5.014).

In der Summe zeigt sich: Die meisten meldepflichtigen Arbeitsunfälle betreffen klassische Unfallmechanismen – Schneiden, Stoßen, Stürzen, Reißen. Spektakulärere, aber seltenere Verletzungen wie Luxationen oder Vergiftungen spielen zahlenmäßig eine geringere Rolle, haben im Einzelfall aber mitunter schwerwiegendere Folgen.

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Tödliche Verletzungsarten bei Arbeitsunfällen: Quetschung, Wunden und Frakturen

Die DGUV-Statistik für das Jahr 2023 gibt an, dass Quetschungen (Contusio) die häufigste Ursache bei tödlich verlaufenden Arbeitsunfällen sind. Es starben mehr Menschen an Quetschungen als an den drei nachfolgenden Verletzungskategorien zusammengenommen. Insgesamt wurden 139 Fälle registriert, bei denen eine Quetschung als hauptsächliche oder mitverursachende Verletzungsart dokumentiert wurde. Diese Art von Verletzung tritt vor allem bei schweren mechanischen Einwirkungen auf, etwa durch das Einklemmen von Körperteilen zwischen Maschinen oder das Überrollen durch schwere Fahrzeuge.

Auf dem zweiten Platz folgen offene Wunden bzw. Zerreißungen mit 52 Todesfällen. Dabei handelt es sich meist um gravierende Schnittverletzungen oder Gewebetrennungen, die in Verbindung mit hohem Blutverlust oder traumatischen Begleitverletzungen zum Tod führen können. Auch hier spielen schwere mechanische Einwirkungen oder der Umgang mit scharfkantigen Werkzeugen eine zentrale Rolle.

Diagramm tödliche Arbeitsunfälle nach Verletzungsart Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

Geschlossene Frakturen, also Knochenbrüche ohne offene Hautverletzung, rangieren mit 45 Fällen auf Platz drei. Gerade bei Stürzen aus Höhe oder beim Anprall großer Krafteinwirkung auf den Bewegungsapparat treten solche Frakturen mit tödlichem Ausgang auf. Auch schwere Verkehrsunfälle auf dem Betriebsgelände oder bei Montagearbeiten gehören zu den typischen Szenarien.

An vierter Stelle stehen tödliche Verläufe durch Infektionen, Vergiftungen oder Schockzustände. Insgesamt wurden 17 Fälle dieser Kategorie zugeordnet. Hierbei handelt es sich häufig um nachgelagerte Todesursachen, die infolge von Verletzungen oder dem Kontakt mit chemischen, biologischen oder toxischen Substanzen auftreten. Auch allergische Schockreaktionen können unter diese Rubrik fallen.

Weitere dokumentierte tödliche Verletzungsarten sind Verbrennungen, Erfrierungen, Stromunfälle (8 Fälle), offene Frakturen (ebenfalls 8), oberflächliche Zerreißungen (7) sowie Erschütterungen und Prellungen (3). Auch wenn diese Zahlen deutlich niedriger ausfallen, zeigen sie, dass ein breites Spektrum an Verletzungsformen zum Tod führen kann, insbesondere wenn mehrere Schäden gleichzeitig auftreten (Polytrauma).

Hand, Fuß, Knie: Über 227.000 Verletzungen an der Hand registriert

Die Analyse der Arbeitsunfälle nach betroffenen Körperteilen offenbart, dass die Hände deutlich am häufigsten betroffen sind. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 227.893 Handverletzungen registriert. Das entspricht nahezu einem Viertel aller gemeldeten Unfälle. Angesichts der zentralen Rolle, die Hände in nahezu allen Arbeitsprozessen einnehmen – vom Bedienen von Werkzeugen über das Hantieren mit Materialien bis hin zur Bedienung von Maschinen – ist dieser Spitzenwert wenig überraschend.

Auch untere Extremitäten sind besonders gefährdet. So entfielen 134.680 Verletzungen auf den Bereich Knöchel und Fuß. Kniegelenke und Unterschenkel wurden in 86.811 Fällen in Mitleidenschaft gezogen, das obere Sprunggelenk in 77.995. Diese Zahlen zeigen, dass Stürze, Umknicken oder Zusammenstöße mit harten Objekten eine zentrale Rolle bei Arbeitsunfällen spielen, insbesondere in Branchen mit körperlicher Beanspruchung wie Bau, Handwerk oder Logistik.

Diagramm Arbeitsunfälle nach verletztem Körperteil Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

Auch Kopfverletzungen sind mit 53.582 Fällen relativ häufig. Sie entstehen beispielsweise durch herabfallende Gegenstände, Stürze oder Anstoßen an feststehenden Objekten. Verletzungen im Bereich Unterarm/Handgelenk (53.219) und Schulter/Oberarm/Ellenbogen (51.545) kommen ebenfalls regelmäßig vor und stehen oft im Zusammenhang mit Muskel-Skelett-Belastungen oder Unfällen beim Heben, Tragen und Ziehen.

Weniger häufig, aber dennoch relevant, sind Verletzungen an Hals/Wirbelsäule (30.769), Brust/Rücken (29.320) und Hüfte/Oberschenkel/Knie (19.376). Auffällig ist auch die Zahl von 14.031 gemeldeten Augenverletzungen, die vor allem bei handwerklichen oder chemisch-technischen Tätigkeiten auftreten dürften. Die Kategorie „Gesamter Körper“ (9.826) umfasst multiple Verletzungen, die nicht klar einem einzigen Körperteil zugeordnet werden können. Schlusslicht bildet die Region Bauch/Becken mit 6.449 Fällen.

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Insgesamt spiegelt die Verteilung nach Körperregionen typische Belastungs- und Gefährdungsschwerpunkte des beruflichen Alltags wider. Die Mehrheit der Verletzungen betrifft dabei Gliedmaßen, die in der direkten physischen Arbeit beansprucht werden.

Tödliche Arbeitsunfälle nach Körperteilen: Diese Verletzungen enden am häufigsten tödlich

Die Verteilung der tödlichen Arbeitsunfälle nach betroffenen Körperteilen zeigt für das Jahr 2023 ein klares Muster. Mit großem Abstand sind Kopfverletzungen die häufigste Todesursache. In 99 der insgesamt 381 Fälle war der Kopf die entscheidende verletzte Region. Dies entspricht mehr als einem Viertel aller tödlichen Arbeitsunfälle. Typische Ursachen sind Stürze aus Höhe, herabfallende Objekte oder Anpralltraumata durch Maschinen oder Fahrzeuge.

Die zweithäufigste Verletzungsart mit Todesfolge sind schwere Verletzungen von Brust und Rücken mit 38 Todesfällen. Auch hier stehen mechanische Einwirkungen im Vordergrund, etwa durch Einklemmen, Aufprall oder Abstürze. Verletzungen im Bereich des Thorax führen schnell zu lebensbedrohlichen Zuständen, da Herz, Lunge und große Blutgefäße betroffen sein können.

Insgesamt 11 Todesfälle wurden im Zusammenhang mit Verletzungen von Bauch und Becken registriert. Hierbei handelt es sich oft um Quetschungen im Unterleib, die zu inneren Blutungen oder Organversagen führen. Auch Stürze auf spitze oder harte Gegenstände können in diesem Bereich tödlich enden.

Diagramm tödliche Arbeitsunfälle nach verletztem Körperteil Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

Verletzungen an der Halswirbelsäule, dem Schultergürtel, den Extremitäten und dem Auge machen jeweils nur einen geringen Anteil am Gesamtgeschehen aus. Dennoch zeigen die Einzelfälle, dass prinzipiell jede Körperregion potenziell lebensbedrohlich verletzt werden kann, je nach Unfallmechanismus und Begleitfaktoren.

Auffällig ist, dass Verletzungen an Gliedmaßen wie Arm oder Hand in der Regel selten tödlich verlaufen. Sie treten zwar häufig bei Arbeitsunfällen auf, haben aber im Vergleich zu Kopf- und Rumpfverletzungen eine wesentlich geringere Letalität.

Wann passieren Arbeitsunfälle? Tages-, Wochen- und Jahresverlauf im Vergleich

Die zeitliche Verteilung von Arbeitsunfällen in Deutschland ist nicht zufällig, sondern folgt bestimmten Mustern im Tages-, Wochen- und Jahresverlauf. Ein Blick auf die aktuellen Daten der DGUV legt klare Schwerpunkte offen, die sich sowohl im Hinblick auf meldepflichtige als auch auf tödliche Unfälle beobachten lassen.

10–12 Uhr: Häufigster Zeitpunkt für Arbeitsunfälle im Tagesverlauf

Diagramm Arbeitsunfälle nach Uhrzeit in Deutschland

Arbeitsunfälle häufen sich am Vormittag Die meisten Arbeitsunfälle passieren zwischen 10 und 12 Uhr. Laut aggregierten Werten der DGUV für den Zeitraum 2019–2022 ereignet sich in diesem Zeitfenster knapp 40 % aller täglichen meldepflichtigen Arbeitsunfälle. Dies ist der deutlichste Peak über den gesamten Tagesverlauf hinweg. Bereits ab 6 Uhr steigen die Unfallzahlen an und erreichen mit dem späten Vormittag ihren Höhepunkt. Nach der Mittagspause gibt es zwischen 13 und 15 Uhr eine weitere, etwas flachere Spitze mit etwa 35 % der Unfälle. In den späten Nachmittags- und Abendstunden nimmt das Unfallgeschehen dann stark ab.

Diese Verteilung korreliert mit typischen Arbeitszeiten in Deutschland. In vielen Betrieben beginnt die Arbeit zwischen 6 und 8 Uhr. Die höchste Arbeitsintensität wird vormittags erreicht, während sich gegen Nachmittag Ermüdung und geringere Personalpräsenz bemerkbar machen. Besonders auf Baustellen, in Produktionshallen oder bei handwerklichen Dienstleistungen ist der Vormittag das produktivste Zeitfenster – was sich offenbar auch im Unfallgeschehen niederschlägt. In der Nacht zwischen 0 und 6 Uhr liegt der Anteil unter 5 %, was auf die im Vergleich geringe Zahl an Nachtarbeitsplätzen in Deutschland zurückzuführen ist.

Vorsicht vor Montag und Mittwoch: Wann in der Woche die meisten Arbeitsunfälle geschehen

Die aktuellen Daten aus dem Jahr 2023 zeigen, dass montags die meisten meldepflichtigen Arbeitsunfälle verzeichnet werden. Mit knapp 145.000 gemeldeten Fällen liegt der Montag vor Dienstag und Mittwoch, die jeweils nur leicht darunter liegen. Ab Donnerstag sinkt die Zahl der Unfälle kontinuierlich, bevor sie am Wochenende ihren Tiefststand erreicht. Samstags und sonntags verzeichnen die Berufsgenossenschaften die geringsten Unfallzahlen, was vor allem auf die geringere Zahl arbeitender Personen zurückzuführen ist.

Diagramm Arbeitsunfälle nach Wochentag Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

Der Montag als unfallreichster Wochentag lässt sich möglicherweise durch die Wiederaufnahme der Arbeit nach dem Wochenende erklären. Faktoren wie fehlende Konzentration zu Wochenbeginn, organisatorische Umstellungen oder Überforderung durch einen hohen Arbeitsanfall am ersten Tag der Woche könnten eine Rolle spielen. Die Unfallzahlen zeigen allerdings kein extremes Gefälle zwischen den einzelnen Werktagen. Vielmehr ist das Niveau von Montag bis Donnerstag relativ konstant hoch, bevor zum Freitag hin ein Rückgang einsetzt.

Mittwochs geschehen die meisten tödlichen Arbeitsunfälle

Auch bei tödlichen Arbeitsunfällen zeigt sich der Mittwoch als Risikotag. Die Statistik 2023 führt diesen Wochentag mit 56 tödlichen Arbeitsunfällen an. Dienstag (53) und Montag (51) folgen knapp dahinter. Freitags gab es 44 tödliche Fälle, Samstags 22 und Sonntags 13. Der Wochenverlauf für tödliche Arbeitsunfälle lässt sich also in groben Zügen mit dem allgemeinen Unfallverlauf vergleichen, wobei die Unterschiede in der Zahl der Fälle je nach Wochentag nochmals ausgeprägter erscheinen.

Diagramm Tödliche Arbeitsunfälle nach Wochentag Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

März und November besonders gefährlich: Unfälle im Jahresverlauf

März und November als Unfallschwerpunkte Im Jahresverlauf treten zwei Monate besonders hervor: März und November. Der März markiert oftmals den Start in die intensivere Phase vieler Arbeitsprozesse nach dem Winter. Insbesondere das Baugewerbe, Montagefirmen und der Logistiksektor fahren ihre Aktivitäten in dieser Zeit hoch. Der November hingegen ist stark geprägt von schlechter Witterung, Dunkelheit und rutschigen Verkehrswegen. In beiden Monaten steigt somit das Risiko für sowohl Betriebs- als auch Wegeunfälle.

Diagramm Arbeitsunfälle nach Monat Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

Die Monate Juni, Juli und August zeigen dagegen im Schnitt geringere Unfallzahlen. Gründe könnten reduzierte Urlaubsbesetzungen, stabilere Witterung und eine geringere operative Dichte sein. Der Dezember weist erfahrungsgemäß einen deutlichen Rückgang auf, da viele Betriebe um Weihnachten und zum Jahreswechsel die Produktion drosseln oder Betriebsferien einlegen.

Diagramm Tödliche Arbeitsunfälle nach Monat Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

Tödliche Arbeitsunfälle nach Monaten Auch bei den tödlichen Arbeitsunfällen zeigt sich ein unregelmäßiges, aber erkennbares Muster. Im März 2023 kam es zu 32 tödlichen Fällen, im Mai und Juni jeweils zu 29. Eine auffällige Delle verzeichnet der August mit nur 15 tödlichen Fällen, ähnlich niedrig auch im September. Im November wiederum stieg die Zahl auf 30. Damit deckt sich das Muster tödlicher Fälle zumindest in Teilen mit dem allgemeinen Jahresverlauf, auch wenn die Schwankungen bei tödlichen Unfällen aus statistischen Gründen (geringere Fallzahlen) oft stärker ausfallen.

Wer ist betroffen? Demografische Statistik zu Arbeitsunfällen in Deutschland

Auch demografische Merkmale spielen beim Arbeitsunfallrisiko eine Rolle. Die DGUV-Daten erlauben Einblicke, welche Altersgruppen, Geschlechter und Nationalitäten über- oder unterproportional betroffen sind.

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Altersgruppen im Vergleich: Höchste Unfallrate bei 55–59 Jahren

Die Statistik zu Arbeitsunfällen nach Altersgruppen belegt, dass im Jahr 2023 vor allem die Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen besonders häufig betroffen war. In dieser Gruppe wurden mehr meldepflichtige Unfälle gezählt als in jeder anderen Alterskohorte. Auch die benachbarten Gruppen der 50- bis 54-Jährigen und der 60- bis 64-Jährigen verzeichnen hohe Unfallzahlen. Diese Altersbereiche umfassen viele erfahrene Fachkräfte, die in physischen oder risikobehafteten Tätigkeiten tätig sind. Körperliche Belastung, gesundheitliche Vorbelastungen oder nachlassende Reaktionsschnelligkeit können Faktoren sein, die zur erhöhten Unfallhäufigkeit beitragen.

Diagramm Arbeitsunfälle nach Alter Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

Jüngere Arbeitnehmer, insbesondere die Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen, weisen ebenfalls eine hohe absolute Zahl an Arbeitsunfällen auf. Dies kann unter anderem mit mangelnder Erfahrung oder einer höheren Risikobereitschaft in den ersten Berufsjahren zusammenhängen. Auffällig ist der markante Rückgang der Unfallzahlen ab einem Alter von 65 Jahren. Das liegt vor allem daran, dass in dieser Altersgruppe wesentlich weniger Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind.

Tödliche Arbeitsunfälle nach Alter: Ab 50 nimmt die Gefährdung sprunghaft zu

Die Altersverteilung bei tödlichen Arbeitsunfällen zeigt ein anderes Muster. Hier steigen die Fallzahlen ab einem Alter von etwa 45 Jahren deutlich an und erreichen ihren Höhepunkt in den Gruppen der 50- bis 64-Jährigen. Im Jahr 2023 verteilten sich die meisten tödlichen Unfälle auf die Altersgruppen 50–55, 55–59 und 60–64 Jahre. Auf diese Altersgruppen entfallen mehr als die Hälfte aller tödlichen Arbeitsunfälle.

Mögliche Erklärungen liegen in der Kombination aus tätigkeitsspezifischem Risiko und körperlicher Verwundbarkeit. Schwere Unfälle in diesen Altersgruppen verlaufen überdurchschnittlich oft tödlich, da sich der Körper schlechter von schweren Verletzungen erholt. Auch Herz-Kreislauf-Komplikationen oder Vorerkrankungen können eine Rolle spielen. Besonders für tätige Personen im Baugewerbe, Transport oder produzierenden Gewerbe sind diese Zahlen relevant, da sie oft ein überdurchschnittliches Risiko aufweisen.

Diagramm Tödliche Arbeitsunfälle nach Alter Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

Jüngere Arbeitnehmer sterben insgesamt wesentlich seltener an den Folgen eines Arbeitsunfalls. Unter 30 Jahren sind tödliche Fälle deutlich seltener, obwohl es insgesamt durchaus zu vielen Arbeitsunfällen kommt. Dies spricht für die insgesamt geringere Schwere der Unfälle in dieser Altersgruppe oder für eine bessere körperliche Regeneration nach Verletzungen.

Arbeitsunfälle nach Geschlecht: Männer weiterhin deutlich häufiger betroffen

Zwischen Männern und Frauen bestehen extreme Unterschiede beim Vorkommen von Arbeitsunfällen. Der DGUV-Bericht zeigt, dass im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2022 rund 73,7 % aller meldepflichtigen Arbeitsunfälle auf männliche und 26,3 % auf weibliche Beschäftigte entfallen. Diese Differenz erklärt sich vor allem durch die unterschiedlichen beruflichen Schwerpunkte: Männer sind überproportional oft in unfallanfälligen Berufen tätig, etwa im Baugewerbe, Handwerk oder der Industrie. Frauen arbeiten häufiger in Dienstleistungssektoren oder Bürojobs, wo das Verletzungsrisiko geringer ist.

Diagramm Arbeitsunfälle nach Geschlecht Zahlen & Statistiken in Deutschland 2017-2022

92,6 % der tödlichen Arbeitsunfälle betreffen Männer

Diagramm tödliche Arbeitsunfälle betreffen vor allem Männer Zahlen & Statistiken in Deutschland 2017-2022

Noch eklatanter wird die Diskrepanz bei den schweren und tödlichen Arbeitsunfällen. Hier liegt der Anteil der männlichen Opfer bei 92,6 %. Nur 7,4 % der tödlichen Arbeitsunfälle betreffen Frauen. Diese starke Ungleichverteilung spiegelt die Verteilung der sogenannten Gefahrenberufe wider: In Sektoren wie Gerüstbau, Schwerindustrie oder Forstwirtschaft, die durch hohe mechanische Risiken oder Arbeit in Höhen gekennzeichnet sind, sind fast ausschließlich Männer beschäftigt. Dort ist die Wahrscheinlichkeit eines fatalen Unfalls erheblich erhöht.

Diagramm tödliche Arbeitsunfälle nach Geschlecht Zahlen & Statistiken in Deutschland 2017-2022

Staatsangehörigkeit und Arbeitsunfallrisiko: Wer ist überdurchschnittlich gefährdet?

Die Statistik der Berufsgenossenschaften für das Jahr 2023 weist deutliche Unterschiede im Arbeitsunfallgeschehen nach Staatsangehörigkeit auf. Insgesamt verzeichneten ausländische Staatsangehörige einen überproportional hohen Anteil am Unfallgeschehen, obwohl ihr Anteil an den insgesamt versicherten Erwerbstätigen geringer ist. Besonders häufig betroffen sind dabei Arbeitnehmer aus der Türkei, Süd- und Osteuropa sowie außerhalb Europas.

Deutlich am häufigsten betroffen sind türkische Staatsangehörige mit 8.096 gemeldeten Arbeitsunfällen, gefolgt von Beschäftigten aus sonstigen asiatischen Ländern und Ozeanien (6.561 Fälle), Polen (5.232) und Rumänien (5.083). Diese vier Gruppen allein machen bereits einen erheblichen Anteil aller gemeldeten Arbeitsunfälle nicht-deutscher Staatsangehöriger aus. Auffällig ist dabei, dass nahezu alle Länder mit hohen Unfallzahlen Staaten sind, aus denen Deutschland gezielt Arbeitskräfte für körperlich anstrengende und risikobehaftete Branchen wie Bau, Produktion, Montage oder Logistik rekrutiert.

Diagramm Arbeitsunfälle nach Staatsangehörigkeit Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

Arbeitnehmer aus Italien (2.585), Serbien/Montenegro/Kosovo (2.499), Afrika (2.110) und Kroatien (1.962) sind ebenfalls oft  vertreten. Im unteren Bereich der Statistik finden sich west- und nordeuropäische Herkunftsländer wie Spanien (320), Frankreich (545) oder Portugal (850), was auch auf deren geringere Zahl an beschäftigten Arbeitnehmenden in Hochrisikobranchen zurückzuführen ist.

Eine Reihe von Faktoren kann die höheren Unfallzahlen bei ausländischen Staatsangehörigen erklären:

  • Überdurchschnittliche Beschäftigung in gefährdungsintensiven Berufen (z. B. Bau, Fleischverarbeitung, Reinigung, Lagerlogistik)
  • Sprachbarrieren, die die Verständlichkeit von Sicherheitsanweisungen oder Warnhinweisen beeinträchtigen
  • Unsichere oder prekäre Arbeitsverhältnisse mit mangelnder Einarbeitung oder Unterweisung
  • Häufige Wechsel von Einsatzorten und Arbeitgebern, etwa durch Leiharbeit oder Subunternehmen

Zwar ist der Anteil ausländischer Staatsangehöriger an den insgesamt versicherten Erwerbspersonen 2023 auf rund 15 % gestiegen, doch ist ihr Anteil am Unfallgeschehen in vielen Fällen deutlich höher. In einzelnen Branchen, etwa dem Bauhauptgewerbe, liegt die Quote bei den gemeldeten Unfällen ausländischer Beschäftigter sogar über 25 %. Das bedeutet, dass ausländische Arbeitnehmer statistisch gesehen ein höheres Unfallrisiko tragen.

 

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Berufskrankheiten 2023–2024: Rückgang der BG Anerkennungen trotz mehr Renten

Berufsgenossenschaft verzeichnet 38,6 % weniger Verdachtsmeldungen

Die Entwicklung bei Berufskrankheiten in den Jahren 2023 und 2024 offenbart markante Unterschiede zum allgemeinen Unfallgeschehen. Im Jahr 2023 wurden noch 145.359 Verdachtsanzeigen auf eine Berufskrankheit registriert. 2024 sank diese Zahl auf nur noch 89.227 – ein stärkerer Rückgang um rund 38,6 %. Die Ursachen für diesen Einbruch dürften vor allem im abnehmenden Einfluss der Corona-Pandemie liegen. In den Vorjahren hatten zahlreiche COVID-19-Erkrankungen, insbesondere im Gesundheitswesen, zu einem starken Anstieg der Berufskrankheitsmeldungen geführt. Mit dem Rückgang der Pandemieereignisse reduzierte sich die Zahl entsprechender Verdachtsmeldungen deutlich.

Berufskrankheiten und Anerkennungsquote von Arbeitsunfällen durch die BG

Anerkennungsquote trotz halber Arbeitsunfall Meldungen anteilig gleich hoch

Parallel zum Rückgang bei den Meldungen sank auch die Zahl der anerkannten Berufskrankheiten. 2023 wurden noch 72.630 Fälle anerkannt, 2024 waren es 45.483. Das entspricht einem Rückgang von rund 37,4 % bei der Anzahl der Anerkennungen. Die Anerkennungsquote, also der Anteil der anerkannten Fälle an allen gemeldeten Verdachtsfällen, zeigte sich hingegen stabil und lag 2024 mit rund 51,0 % sogar leicht über dem Vorjahresniveau von rund 49,9 %. Dies deutet darauf hin, dass obwohl insgesamt weniger Verdachtsfälle gemeldet wurden, der Anteil der berechtigten Ansprüche relativ konstant blieb oder sogar leicht zunahm.

Wie Sie Widerspruch gegen den Bescheid Ihrer Berufsgenossenschaft einlegen (inkl. Vorlage), lesen Sie hier. 

+7,4 % mehr neue BK-Renten – trotz weniger Meldungen: Was steckt dahinter?

Trotz des Rückgangs bei den gemeldeten Verdachtsfällen und der damit einhergehend geringeren absoluten Zahl an neu anerkannten Berufskrankheiten wurde häufiger eine Rente wegen Berufskrankheit neu bewilligt. Die Berufsgenossenschaften genehmigten 2024 insgesamt 5.167 neue BK-Renten, das sind +7,4 % mehr Renten als im Jahr zuvor. Diese Entwicklung mag auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen, lässt sich jedoch erklären: Möglicherweise waren die 2024 abgeschlossenen und zu einer Rente führenden Berufskrankheitsfälle im Durchschnitt schwerwiegender oder die Bearbeitung von komplexen Fällen aus den Vorjahren (einschließlich Nachwirkungen der Pandemie, z.B. Long-COVID-Fälle aus 2021/22, die jetzt erst rentenrelevant entschieden wurden) führte zu diesem Anstieg. In der Konsequenz mussten also trotz einer geringeren Anzahl neu anerkannter Fälle im Jahr 2024 mehr Versicherte mit neu bewilligten Rentenzahlungen versorgt werden. Insgesamt zeigt sich, dass das Berufskrankheiten-Geschehen starken Schwankungen unterliegen kann. Nach einem Ausnahmejahr 2023 (mit sehr vielen Meldungen, etwa durch COVID-19) normalisieren sich die absoluten Zahlen bei den Meldungen und Anerkennungen wieder, während die Zahl der schweren, rentenrelevanten Fälle weiterhin auf hohem Niveau liegt oder sogar ansteigt.

Kosten und Leistungen der BG: Was ein Arbeitsunfall die Gesellschaft kostet

11,3 Milliarden Euro Entschädigungen im Jahr 2023

Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten verursachen nicht nur persönliches Leid, sondern auch hohe finanzielle Aufwendungen im Sozialsystem. Die Berufsgenossenschaften – als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung – haben im Jahr 2023 insgesamt rund 11,3 Milliarden Euro für Entschädigungsleistungen aufgewendet. Darin enthalten sind alle Kosten für verunfallte Versicherte, von der Akutversorgung bis zur Rente.

Ausgaben und Kosten der DGUV für Heilbehandlungen

5,2 Milliarden Euro für Heilbehandlung und Rehabilitation

Ein Großteil entfällt auf die medizinische Behandlung und Rehabilitation der Verunfallten: 5,2 Mrd. € wurden 2023 für Heilbehandlungen, Operationen, Reha-Maßnahmen und ähnliche Leistungen ausgegeben

Diagramm Aufteilung von Arbeitsunfall Entschädigungsleistungen und Renten Zahlen & Statistiken in Deutschland 2023

6,1 Milliarden Euro für Renten, Abfindungen und Pflegeleistungen

Außerdem sind die langfristigen Unfallrenten, Pflegegelder und Abfindungen ein erheblicher Posten – hierfür wurden 6,1 Mrd. € bereitgestellt. Die Relation verdeutlicht: Etwa die Hälfte der Gesamtkosten fließt in Renten und Pflegeleistungen für Schwerverletzte und Hinterbliebene, die andere Hälfte in akute Heilung und Wiedereingliederung.

Diese finanziellen Leistungen stellen sicher, dass Unfallopfer bestmöglich versorgt werden und im Ernstfall lebenslange Absicherung erhalten. Sie zeigen aber auch, welche volkswirtschaftliche Kosten Arbeitsunfälle verursachen. Die über 11 Milliarden Euro jährlich werden von den Berufsgenossenschaften durch Beiträge der Unternehmen finanziert – letztlich trägt also die Wirtschaft und Gesellschaft diese Unfallfolgekosten. Somit lohnt sich Prävention nicht nur humanitär, sondern auch ökonomisch: Jeder vermiedene Arbeitsunfall spart immense Behandlungskosten und Folgekosten ein.

Suchanfragen zum Thema Arbeitsunfall: Wo in Deutschland am häufigsten nach Hilfe gesucht wird

Arbeitsunfall bei Google: Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen mit dem höchsten Suchinteresse

Es zeigen sich auch regionale Unterschiede im Interesse am Thema Arbeitsunfall – erkennbar durch Auswertungen von Google-Suchanfragen. Laut Google-Trends wird in einigen Bundesländern besonders häufig nach Begriffen rund um den Arbeitsunfall gegoogelt. Insbesondere in Ostdeutschland ist das Suchinteresse hoch. So verzeichnet Sachsen-Anhalt die meisten Suchanfragen zum Stichwort „Arbeitsunfall“, gefolgt von Brandenburg und Sachsen, die ebenfalls ein überdurchschnittliches Interesse zeigen. In diesen Bundesländern wird also vergleichsweise häufig online nach Informationen zu Arbeitsunfällen, Ansprüchen und Vorgehensweisen gesucht.

Suchinteresse im Internet je Bundesland nach Arbeitsunfall bei Google, 2025

Auch der Suchbegriff „D-Arzt“ – Abkürzung für Durchgangsarzt, den Unfallarzt der Berufsgenossenschaften – wird regional unterschiedlich oft eingegeben. Hier liegen nach Auswertungen der BG vor allem einige ostdeutsche Bundesländer vorne. Dies deckt sich mit dem allgemeinen Trend beim Thema Arbeitsunfall. In Sachsen, Thüringen oder Sachsen-Anhalt informieren sich viele Menschen besonders häufig über die zuständigen BG-Ärzte und das richtige Vorgehen nach einem Arbeitsunfall. Möglicherweise spielen hier Unterschiede in der betrieblichen Betreuung oder Bekanntheit von Ansprechpartnern eine Rolle. Generell aber gilt: In Regionen mit höherer Arbeitsunfallquote und vielen versicherten Beschäftigten ist auch das Informationsbedürfnis größer. Die Google-Trends-Daten unterstreichen diese Tendenz und liefern Anhaltspunkte, wo verstärkt Aufklärung betrieben werden könnte.

D-Arzt Google-Trends: Ostdeutsche Bundesländer informieren sich besonders häufig über die Berufsgenossenschafts - Ärzte

Suchinteresse im Internet nach Bundesland nach D-Arzt bei Google, 2025
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Tim Teschner

Tim Teschner ist seit mehreren Jahren im Marketing tätig und unterstützt Arbeitsunfall 113 ehrenamtlich in der Redaktion und der Aufarbeitung von unfallrelevanter Themen. Als Geschädigter weiß er aus erster Hand, warum gute Informationen zum Thema Arbeitsunfall wichtig sind.
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