Was sind Verstauchungen und Zerrungen?
Verstauchungen und Zerrungen sind häufige Verletzungen bei Arbeitsunfällen und entstehen oft durch plötzliche, unkontrollierte Bewegungen oder Überlastung der Muskulatur und Bänder. Eine Verstauchung betrifft die Gelenke und die umgebenden Bänder, während eine Zerrung das Muskelgewebe belastet. Diese Verletzungen treten typischerweise durch das Verdrehen eines Gelenks oder durch Überdehnung auf. Symptome umfassen Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen im betroffenen Bereich.
Verstauchungen und Zerrungen können unterschiedlich schwer ausfallen. Leichte Zerrungen führen zu Muskelschmerzen, während schwere Verstauchungen möglicherweise das gesamte Gelenk destabilisieren. Die Heilung hängt stark von der Verletzungsschwere ab: Während leichte Verletzungen oft innerhalb weniger Tage abklingen, können schwerere Verletzungen mehrere Wochen benötigen und unter Umständen eine physiotherapeutische Behandlung erfordern.
Wie häufig sind Verstauchungen und Zerrungen nach einem Arbeitsunfall?
Verstauchungen und Zerrungen sind häufige Folgen von Arbeitsunfällen. Jährlich ereignen sich in Deutschland etwa 132.232 Arbeitsunfälle, die zu Verstauchungen oder Zerrungen führen.
Besonders gefährdete Berufsgruppen sind Bauarbeiter, Pflegekräfte, Handwerker und Beschäftigte in der Logistik, die oft schwere Lasten bewegen oder Tätigkeiten ausführen, die den Körper unkontrollierten Bewegungen aussetzen. Auch bei Arbeiten, bei denen häufiges Bücken, Heben oder das Tragen von Lasten erforderlich ist, steigt das Risiko für solche Verletzungen. Eine unzureichende Schulung der Mitarbeitenden im sicheren Heben und Tragen sowie mangelnde Arbeitsplatzausstattung erhöhen das Verletzungsrisiko weiter.
Erste Hilfe und Behandlung der Verstauchung nach Arbeitsunfall
Nach einer Verstauchung oder Zerrung ist es wichtig, sofort Erste Hilfe zu leisten, um die Heilung zu unterstützen und Komplikationen zu vermeiden. Hierbei gilt die PECH-Regel: Pause, Eis, Compression (Kompression) und Hochlagerung.
Pause: Der verletzte Bereich sollte sofort entlastet werden, um weitere Schäden zu verhindern.
Eis: Kühlung hilft, Schwellungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern. Wichtig ist, das Eis nicht direkt auf die Haut zu legen, um Erfrierungen zu vermeiden.
Kompression: Leichter Druck durch einen Verband hilft, die Schwellung zu kontrollieren.
Hochlagerung: Die Hochlagerung der betroffenen Körperstelle minimiert die Schwellung und beschleunigt den Heilungsprozess.
Nach der Erstversorgung sollte unbedingt ein Durchgangsarzt (D-Arzt) aufgesucht werden. Dieser Arzt ist für die Behandlung von Arbeitsunfällen spezialisiert und stellt sicher, dass alle erforderlichen Maßnahmen getroffen werden. Je nach Schwere der Verletzung können weitere Behandlungen erforderlich sein, wie etwa Physiotherapie oder das Anlegen einer Schiene. Der D-Arzt dokumentiert den gesamten Verlauf, was für die spätere Meldung des Unfalls und mögliche Entschädigungen essenziell ist.
Meldung und Entschädigung durch die Berufsgenossenschaft (BG)
Nach einem Arbeitsunfall muss der Unfall umgehend der Berufsgenossenschaft gemeldet werden. Diese ist verantwortlich für die Prüfung und Genehmigung von Ansprüchen sowie für die Kostenerstattung der Behandlung. Der Bericht des D-Arztes ist hierbei die Grundlage, um die Höhe der Entschädigung festzulegen.
Arbeitgeber sind dazu verpflichtet, Arbeitsunfälle zu melden und sicherzustellen, dass der verletzte Mitarbeiter die notwendige medizinische Versorgung erhält.
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Die Berufsgenossenschaft entscheidet nach der Prüfung der Unterlagen über die Erstattung von Behandlungskosten und möglichen weiteren Entschädigungen, etwa bei Verdienstausfall. Falls der Bescheid der BG niedriger ausfällt als erwartet, ist es ratsam, Widerspruch einzulegen. In solchen Fällen kann ein Fachanwalt für Sozialrecht unterstützend tätig werden, um die Erfolgsaussichten zu erhöhen.
Unterstützung bei der Prüfung Ihres BG-Bescheids
Um sicherzustellen, dass Ihre Ansprüche vollständig erfasst wurden, können Betroffene die digitale Fallprüfung von 113 nutzen. Diese bietet eine Übersicht darüber, wie ähnliche Fälle bewertet wurden, und hilft Ihnen, potenzielle Lücken im BG-Bescheid zu erkennen.
Die digitale Fallprüfung sorgt für mehr Transparenz im Entschädigungsverfahren. Sie ermöglicht es, ähnliche Fälle einzusehen und zu überprüfen, ob alle relevanten Faktoren berücksichtigt wurden. Eine genaue Prüfung des BG-Bescheids ist entscheidend, um sicherzustellen, dass Ihnen die bestmögliche Unterstützung gewährt wird.
Wie genau Sie selbst Ihren Bescheid nach dem Arbeitsunfall prüfen, haben wir in unserem anwaltlichen Ratgeber für Sie zusammengefasst. Dort finden Sie auch das Widerspruchsschreiben gegen die BG als PDF oder Word Download Vorlage.
Langfristige Risiken und Verjährung von Ansprüchen bei Verstauchungen und Zerrungen
Verstauchungen und Zerrungen können in manchen Fällen langfristige Folgen haben, insbesondere wenn die Verletzung nicht richtig behandelt wurde. Zu den möglichen Spätfolgen zählen anhaltende Schmerzen, chronische Entzündungen oder dauerhafte Bewegungseinschränkungen. Um diese Risiken zu minimieren, ist es wichtig, die Verletzung umfassend zu dokumentieren und regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen.
Eine rechtzeitige Behandlung und Nachsorge sind entscheidend, um langfristige Probleme zu vermeiden. Beschwerden, die nach der anfänglichen Heilungsphase weiterhin bestehen, sollten unbedingt ärztlich abgeklärt und dokumentiert werden, um mögliche Ansprüche geltend machen zu können. Weitere Informationen zu Spätfolgen und den Verjährungsfristen von Arbeitsunfällen finden Sie in unserem Ratgeber zum Thema Spätfolgen und Verjährung.
Die Verjährung von Ansprüchen tritt in der Regel nach einer bestimmten Zeit ein, weshalb eine gründliche Dokumentation aller Beschwerden und Behandlungen von großer Bedeutung ist. Nur so können Sie sicherstellen, dass Ihnen auch langfristig alle Leistungen zustehen, die Ihnen zustehen.
Das Wichtigste bei Verstauchungen und Zerrungen nach einem Arbeitsunfall
Eine sorgfältige Erstversorgung und die genaue Dokumentation der Verletzung sind die Grundpfeiler, um später Ansprüche gegenüber der Berufsgenossenschaft geltend zu machen. Lassen Sie sich dabei nicht unter Druck setzen und bestehen Sie auf eine umfassende medizinische Betreuung. Nutzen Sie außerdem die Möglichkeit, Ihren BG-Bescheid überprüfen zu lassen, um sicherzustellen, dass alle Leistungen, die Ihnen zustehen, auch gewährt werden.
Die richtige Nachsorge, gegebenenfalls mit Physiotherapie oder speziellen Übungen zur Rehabilitation, trägt wesentlich dazu bei, langfristige Beschwerden zu vermeiden. Bleiben Sie im Austausch mit der Berufsgenossenschaft und dokumentieren Sie alle Beschwerden – nur so kann eine angemessene Entschädigung gewährleistet werden. Ein proaktiver Umgang mit der eigenen Gesundheit und dem Entschädigungsverfahren ist der beste Weg, um mögliche Komplikationen zu vermeiden und langfristig abgesichert zu sein.